Beitrag von Martin Veltum
Es war ein Tag, an dem nicht nur ein Haus eingeweiht, sondern auch Dorfgeschichte geschrieben wurde: Am Freitag wurde der neue „Borscher Hof“ im Zentrum des 670 Einwohner zählenden Ortes feierlich eröffnet.
Damit wurde ein lang gehegter Wunsch der Borscher nach einem Mittelpunkt für Gemeinschaft, Kultur und Vereinsleben erfüllt.
Direkt vor dem Kindergarten entstand auf kommunalem Grundstück ein Neubau mit 375 qm auf zwei Geschossen, der den zahlreichen Vereinen von Borsch nun ein neues Domizil bietet.
Das bereits auf dem Grundstück vorhandene denkmalgeschützte Fachwerkhaus wurde in den Neubau integriert und als neues Zuhause für den Jugendclub grundhaft saniert.
Insgesamt investierte die Stadt Geisa hier 2,2 Millionen Euro für Neubau, Sanierung und Außenanlagen bei einer Förderung aus der Dorferneuerung von 1,3 Millionen Euro.
Der kommunale Eigenanteil soll unter anderem durch den Verkauf des kommunalen Grundstücks mit altem Jugendclub mitfinanziert werden. Die festliche Einsegnung übernahmen Pfarrer Ulrich Piesche und Pastor Dr. Jürgen Kämpf.
„Dieses Haus soll ein Haus des Willkommens sein – für Vereine, Feste und Gemeinschaft. Gemeinschaft entsteht nur miteinander, nicht nebeneinander“, betonten die Geistlichen in ihren Ansprachen. Gemeinsam stimmten sie zum Zeichen des Zusammenhalts musikalisch das Vaterunser an.
Die beiden Moderatoren Stefan und Simone Kleinstück begrüßten im weihnachtlich geschmückten Multifunktionsraum viele Borscher und führten souverän durch den Nachmittag.
Nach einem musikalischen Auftakt der Kindergartenkinder unter Leitung von Tanja Lüer und Marie Schorr gab Bürgermeisterin Manuela Henkel (CDU) einen Rückblick auf das Bauvorhaben: von der privaten Stiftung des Grundstücks durch Pfarrer Hubert Brähler vor rund 15 Jahren über die ersten Ideen bis zur erfolgreichen Einwerbung von 1,3 Millionen Euro Fördermitteln der Dorferneuerung Anfang 2024.
„Mit der heutigen Einweihung werden kurz vor Weihnachten Wünsche wahr, fast so wie im Märchen“, sagte Henkel. Denn vor drei Jahren hätte kaum jemand daran geglaubt, dass dieses Projekt so schnell umsetzbar sein würde. „Ein Herzenswunsch geht für uns alle damit in Erfüllung“, betonte die Bürgermeisterin.
„Wir haben einmal zugeschlagen und gleich sieben Themen auf einen Streich erledigt“, fasste sie die Mehrfachwirkung des Projekts zusammen: Stärkung der Vereine, Schaffung multifunktionaler Räume, langfristige Ordnung der kommunalen Liegenschaften in Borsch, Kosteneinsparungen, sinnvolle Nachnutzung des denkmalgeschützten Fachwerkhauses sowie die optische und funktionale Aufwertung der Dorfmitte.
Die Bürgermeisterin dankte der Fördermittelstelle des Thüringer Landesamtes für Landwirtschaft und Ländlichen Raum, dem Stadtrat und den Planungsbüros, allen voran dem hauptverantwortlichen Planungsbüro ZWO16.
Weiterhin galt ihr Dank den ausführenden Baufirmen; genannt sei hier die Baugesellschaft Ulstertal, die für den Rohbau und die Außenanlagen zuständig war. Ebenso lobte sie Bauamt und Bauhof sowie die zuständigen Behörden für die gute Unterstützung.
Ihr ganz besonderer Dank galt Ortsteilbürgermeisterin Sabine Volkmar und der Ersten Beigeordneten Simone Kleinstück, die sich außerordentlich engagiert beim Bau und der Organisation der Einweihung eingesetzt hatten.
Landrat Dr. Michael Brodführer (CDU) zeigte sich beeindruckt: „Diese Dorfgemeinschaft in Borsch – bei euch ist etwas ganz Besonderes. Es ist heute ein tolles Gefühl, so viele Generationen engagiert und fröhlich gemeinsam zu erleben. Respekt für das aktive Vereinsleben und den Zusammenhalt.“ Er überreichte ein Gastgeschenk an die Gemeinde.
Auch Ortsteilbürgermeisterin Sabine Volkmar freute sich über die neuen Möglichkeiten, die das Haus den Vereinen und der Dorfgemeinschaft nun bietet: „Vom Dorfkaffee über Chorabende, von Proben der Blasmusikanten und Chöre bis hin zum Training für Tanzgruppen, von geschichtlichen Vorträgen über gemeinsame Karnevalsfeiern – wir werden diese Räume mit ganz viel Leben, Lachen, Begegnungen und Gemeinschaft füllen“, sagte die Ortsteilbürgermeisterin.
Besonders dankte sie allen Beteiligten, insbesondere ihrem Vorgänger Hubert Wilhelm, Bürgermeisterin Manuela Henkel und allen am Bau Beteiligten.
Im Anschluss präsentierten sich die zahlreichen Vereine des Ortes mit einem bunten Programm. Der Geschichtsverein, vertreten durch Alexander Schüler (Lehrer a. D.), lieferte einen fundierten Vortrag zur Historie des Hofes.
Der Sportverein Borsch 1925 e. V. zeigte motivierende Darbietungen des Nachwuchses. Ebenso präsentierten sich die Landfrauen als Hüterinnen des Brauchtums sowie die fröhlich einmarschierende Kirmesgesellschaft mit dem Jugendclub.
Wehrführer Brandmeister Thomas Wieber stellte die Freiwillige Feuerwehr vor, die für Sicherheit und Brandschutz in Borsch steht. Aktuell gehören 21 erfahrene und hoch engagierte Kameradinnen und Kameraden der Einsatzabteilung an.
Die jungen „Notendiebe“ berührten mit ihren Stimmen, der Männergesangsverein verzauberte „stimmgewaltig und gekonnt“ die neuen Räume. Den Abschluss gestalteten der Backhausverein, die Creativen und der Karnevalsverein, dessen Garde sich tanzend in die Herzen der Zuschauer schwang.
Die Ulstertaler Musikanten umrahmten die Feier schwungvoll und professionell, unter anderem mit der „Böhmischen Weihnacht“.
Am Ende eines festlichen Abends stand die Gewissheit: ein besonderer Tag in der Geschichte von Borsch, an dem neue Türen und ein neues Kapitel in der Dorfgeschichte aufgegangen sind.
In Gedanken waren viele auch bei Pfarrer Hubert Brähler, der von 1996 bis 2010 in Borsch wirkte und den Erwerb des Grundstücks für den heutigen „Borscher Hof“ maßgeblich voranbrachte.
Sein Einsatz für Gemeinde und Kindergarten wirkt bis heute fort. Brähler, der 2020 verstarb und als Dechant eine wichtige Rolle in der Region spielte, hätte diesen Tag sicher mit Freude erlebt.
Der Borscher Hof steht für ein neues Kapitel gelebter Gemeinschaft.






































































